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HORNER MAGAZIN | Oktober-November 2012

aum etwas ist einem Sterbenden mehr zu wünschen, als dass er in Frieden und im Einklang mit sich selbst aus dem Leben geht. Umso bestürzter war Erika Nola über die Reaktion eines Mannes, an dessen Sterbebett sie als Begleiterin saß. Aufrecht und sehr präsent habe der Mann in seinen Kissen gelehnt. Wohl eine Stunde führten die beiden ein anregendes Gespräch. Dann die Frage, die einem Sterbenden wohl häufig in seinen letzten Stunden gestellt wird: „Waren Sie denn mit Ihrem Leben zufrieden?“ Als eine Antwort aus- blieb, fragte Erika Nola weiter: „Was hätten Sie lieber anders ge- macht?“ – „Alles“, sagte der Mann nur und starb in der darauffolgenden Nacht. Die Vorsitzende des Vereins Hospiz Horn erinnert sich noch heute, wie betroffen sie diese Aussage gemacht habe. „Was war das für ein Leben?“, fragt sie sich, „in dem nichts richtig war?“ Seit 15 Jahren engagiert sich Erika Nola neben rund 70 weiteren aktiven Mitgliedern des Vereins dafür, Sterbenden die letzten Stunden ihres Le- bens nach ihren Vorstel- lungen und Wünschen zu gestalten. Hospiz Horn ist ein ambulanter Hos- pizdienst, den Bedürftige in ganz Bremen in Anspruch nehmen können. Häufig sind es Senioren- heime und Krankenhäuser, in die die geschulten Sterbebegleiterinnen und -begleiter gerufen werden. Aber auch zu Hause und in stationären Hospizen leisten sie ihre ehrenamtlichen Dienste. „Wir gehen überall hin, wo Menschen uns brauchen“, erklärt die Vorsitzende. Die einzige Voraussetzung für ihren Einsatz sei, dass der Betroffene einverstanden ist. Auch Angehörige werden, wenn sie es möchten, unterstützt. Die Bitte um Begleitung eines Sterbenden erhält Hospiz Horn, der in der Bremer Heimstiftung in der Riekestraße seine Geschäftsräume hat, von verschiedensten Stellen. Meist rufen Verwandte oder Pflegende aus Heimen und Krankenhäusern in der durchgehend erreichbaren Ge- schäftsstelle an. Einmal machte zum Beispiel auch eine Apothekerin auf einen schwer Kranken aufmerksam, dem sie Beistand für seine letzte Lebenszeit wünschte. Trifft eine solche Meldung im Hospiz Horn ein, wird sie zunächst an eine der beiden weiblichen oder an den männlichen Koordinator des Ver- eins weitergeleitet. Dieser setzt sich umgehend mit dem Anrufer in Ver- bindung und sucht anschließend den Sterbenden auf. Sind beide Seiten mit der Maßnahme einverstanden, wird im Verein geprüft, welcher Be- gleiter zur Verfügung steht und für den jeweiligen Einsatz geeignet ist. Dieser wird dem Betroffenen dann vorgestellt, und zwar vom Koordi- nator, den der Sterbende ja bereits kennt. „Man muss immer bedenken“, beschreibt Erika Nola die Tragweite dieses ersten Besuchs, „wir kom- men in großen Krisensituationen, in denen es um das Sterben eines Men- schen geht.“ Einfühlungsvermögen und eine wertschätzende Kom- munikation mit allen Beteiligten seien daher das A und O ihrer Arbeit. Was aber bewegt Menschen dazu, in ihrer Freizeit andere in den Tod zu begleiten? – Die meisten Aktiven in der Hospizbewegung wünschten sich eine neue, aufgeschlossenere Haltung unserer Gesellschaft zum Thema Tod und Sterben, erläutert Erika Nola. Außerdem sei Begleitung eine Aufgabe, an der man selber sehr reife, weil sie einen unweigerlich ins Reflektieren bringe. Und es gebe ja längst nicht nur traurige Seiten an ihrer Arbeit, erinnert die Vorsitzende. Einmal, zum Beispiel, da habe ihr eine alte Frau in einem Heim gleich bei der Begrüßung gesagt: „Ich HORNER Magazin | Oktober-November 2012 31 HOSPITZ HORN Der Verein Hospiz Horn begleitet seit 15 Jahren Sterbende in ganz Bremen K

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