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HORNER Magazin | September-Oktober 2016

HORNER Magazin | September - Oktober 2016 30 SELBSTVERSUCH IM KLETTERZENTRUM BREMEN Ich habe mich gerade behaglich am Schreibtisch eingerichtet, da erreicht mich die Frage der Redaktionsleitung, ob ich kurzfristig einen Bericht über einen Selbstversuch im Sportklettern beim noch recht neuen Kletterzen- trum schreiben kann. Ausgerechnet! Ich mit meiner Höhenangst und wo mir doch schon auf einer Haushaltsleiter mulmig wird. Schaffe ich es wirk- lich, an einer steilen Wand mit kleinen Griffen und Tritten senkrecht nach oben zu steigen? Aber es heißt ja so schön, man soll an seine Grenzen gehen. Also auf zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen. Ein echtes Highlight in der Bremer Sportlandschaft Das UNTERWEGS-DAV-Kletterzentrum im Technologiepark an der Uni- versität gibt es seit Dezember 2015. Damit wurde durch die Sektion Bre- men vom Deutschen Alpenverein mit einem Investitionsvolumen von drei Millionen Euro eine große Lücke in der Bremer Sportlandschaft ge- schlossen. In vielen großen Städten gibt es bereits Kletterhallen, Bremen war da bisher eher ein weißer Fleck auf der Deutschlandkarte. Nach über sieben Jahren Planung in einer Arbeitsgruppe unter der ehrenamtlichen Projektleitung von Georg Schmitz wurde der Traum aller Beteiligten wahr. In einem modernen und architektonisch außergewöhnlichen und ein- drucksvollen Gebäude ist die größte und vielleicht schönste Kletterhalle im Nordwesten entstanden. Das Kletterzentrum unter der Leitung von Jonas Loss ist mit modernster Technik wie einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und sparsamer LED-Beleuchtung ausgestattet. Auf über 1800 Quadratmetern Wandfläche, davon 1200 m² Kletterfläche innen, etwa 150 m² Boulderfläche und knapp 500 m² außen, mit einer Höhe bis zu 14 Metern, können sich vom Anfänger bis zum ambitionierten Lei- stungskletterer bei verschiedenen Schwierigkeitsgraden von leicht bis rich- tig schwer alle austoben. Klettern als Anfänger: Schaffe ich es, die Wände zu erklimmen? Als ich in bequemer Sportkleidung die Kletterhalle betrete und die enorme Höhe der Kletterwände in natura sehe, steigt die Nervosität an und ich verspüre ein flaues Gefühl im Magen. Ob ich mich das wirklich traue? Ich nehme an einem Schnupperkurs mit noch drei anderen Wagemuti- gen teil. Wir erlernen mit unserer Trainerin Esther Schwan das sogenannte Topropeklettern, das heißt, von oben hängt ein Sicherungsseil, und wir er- steigen mithilfe von Klettergriffen und Tritten die Kletterwand. Nach einem Vorbereitungsgespräch werden wir mit Klettergurt, speziellen Schu- hen, Karabinern und Sicherungsgerät ausgestattet. Eine intensive Ein- weisung direkt an der Wand und dann geht es los. Man agiert immer als Zweierteam, einer klettert, der andere sichert. Es gibt gegenseitige Kom- mandos, immer einen Partnercheck, ob die Karabiner wirklich fest sind und dann verschiedene Routen, insgesamt etwa 180, die unterschiedliche Schwierigkeitsstufen haben und farblich gekennzeichnet sind. Ich kann es kaum glauben, dass man mithilfe dieser kleinen bunten Teile an der Wand überhaupt vom Fleck und nach oben kommt. Aber siehe da, es geht, ich steige Schritt für Schritt auf, ziehe mich hoch, Meter für Meter, falle nicht herunter, und stelle fest: Ich bin so konzentriert, dass ich an meine Angst überhaupt nicht mehr denke. Ich bin vollkommen fokussiert auf die Wand vor mir und vergesse alles andere um mich herum. Das bestätigt später die Trainerin: „Du bist so zentriert beim Klettern, so konzentriert auf die Si- tuation, dass der Entspannungsfaktor groß ist. Man ist raus aus dem All- tag.“ Neben Entspannung bietet das Klettern aber noch viele weitere Vorteile, denn es ist ein ganzheitliches Körpertraining, gut für den Rücken, die Koordination und die Rotation, was uns im Alltag, gerade im Büro, oft fehlt. Und wenn man sich ein paar der Kletterer in der Halle ansieht, muss es auch außerordentlich geeignet als Muskel- und Krafttraining und eine Alternative zum Fitnessstudio sein. Ein berauschendes Hochgefühl erwartet mich oben Als ich oben ankomme, überkommt mich im wahrsten Sinne des Wortes ein echtes Hochgefühl. Es ist berauschend. Ich spüre meine Muskeln, habe einen tollen Blick nach unten und fühle mich durch meinen „Selbstversuchskandidatin“ Ira Scheidig mit Kletterpartner Niklas Reichmann, der ebenso das erste Mal am Seil hängt ...

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