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HORNER Magazin | Juli-August 2016

HORNER Magazin | Juli - August 2016 29 Dр Menke Park Eine Entdeckungsreise in die Geheimnisse der Baumsprache DER MENKE PARK Eichen, die Schwimmringe tragen und gerne an der Cote d‘Azur herum- gammeln würden, Äste, die sich eine neue Chefetage ergattern und Bu- chen, die Lauschangriffe starten. Solch eher seltsame und interessante Bäume bietet der Menke Park in Horn-Lehe. Ein schön gestalteter baumbiografischer Erlebnispfad führt dort in die Geheim- nisse der Körpersprache der Bäume ein. „Aus dieser Körpersprache lässt sich das ganze Leben des Bau- mes nachvollziehen“, erklärt Felix Böttcher, Gärtnermeister beim Umweltbetrieb Bre- men. Anhand ihrer Wuchsgestalt zeigen die Bäume, welche Biografie hinter dem einzelnen Baum, ja sogar hinter dem einzelnen Ast steckt. Im Juni 2001 taten sich die Baum- pflegefirma Baumrausch und der Um- weltbetrieb Bremen (ehemals Stadtgrün) zusammen, um das in Deutschland bisher einmalige Baumer- lebnisfeld zu entwerfen. An 14 Statio- nen wird auf vergnügliche und leicht verständliche Weise erklärt, was ur- sprünglich als trockene Materie an ver- schiedenen Universitäten und Forschungs- zentren über Statik, Materialversagen und Bio- mechanik entwickelt wurde. „Scheinbar trockene Physik wird hier zum lehrreichen Vergnügen“, kommen- tiert Böttcher mit einem Schmunzeln. Die Tafeln erklären, warum Bäume verdrehte Kronen, ineinandergeschlungene Äste oder Beulen haben. Diese faszinierende Gestalt der Bäume vermittelt den Eindruck, dass Fantasiewesen diesen Park bewohnen. Am Wegesrand zum Beispiel steht eine Buche, die aussieht, als ob ihr große Ohren wachsen. Möchte sie damit die beiden alten Damen belau- schen, die mit ihren Hunden unter ihr den Weg entlangschlendern? Felix Böttcher erklärt den großen Lauschangriff: „Da sind zwei Stämm- linge einer Buche so dicht aneinander gewachsen, dass sie eines Tages zusammengestoßen sind und nun versu- chen, in diesem Bereich gemeinsame neue Jahres- ringe zu bilden.“ Auf der Informationstafel ist anhand der Abbildungen genau zu erkennen, welche Wachstumsform die Jahresringe ausbilden und wie die Ohren Jahr für Jahr größer werden. Beim Hochschauen am Stamm entdeckt der Gärtnermeister einen Riss. „Das ist nicht gut“, kom- mentiert er. Die Verbindung der zwei Stämmlinge heißt ‚Druckzwiesel‘ und ist statisch für den Baum nicht optimal. Sie bedeutet immer eine erhöhte Bruchgefahr. Der Baum wurde schon vom Umweltbetrieb unterstützt, indem Mitarbeiter im oberen Bereich des Bau- mes eine Kronensicherung mit einem dy- namischen Seil eingebaut haben. Ob er denn jetzt gefällt wird? Felix Böttcher antwortet mit entsetzten Blick: „Nein, wir werden diese Buche erst mal von einem Baumgutachter auf Vitalität und Sicherheit prüfen lassen. Dann schätzen wir ein, ob und welche Baumpflegemaßnahmen wir einleiten, um die Buche zu erhalten.“ TEXT | ELKE FREYTAG/UMWELTBETRIEB BREMEN FOTOS | UMWELTBETRIEB BREMEN, ANNETTE RAUBER HORNER Magazin | Juli - August 201629

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