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HORNER Magazin | Januar-Februar 2016

HORNER Magazin | Januar - Februar 2016 31 Wow - hinter diesem Statement von Kevin Drasl steckt keine Liebhaberei, sondern Lei- denschaft, das ist mein erster Eindruck. Wie mag jemand, der seinen Internetauftritt für selbst hergestellte Gewürznüsse ohne Zusätze aus Horn-Lehe so gefühlvoll und fein gestaltet, wohl „in echt“ sein und wie kommt man über- haupt auf so eine Idee? Als mir Kevin Drasl die Tür öffnet, stelle ich schnell fest, dass hier ein junger Mensch eine Mission hat, im allerpositivsten Sinne. Einge- rahmt von Säcken mit Nüssen, Gewürzen, edlen Glasflaschen mit noch edleren fertigen Gewürznüssen und anderem Zubehör frage ich ihn Löcher in den Bauch – obwohl, eigentlich sprudelt alles mit leuchtenden Augen von selbst aus ihm heraus. „Alles begann mit meinem Job bei der deutschen Auslandshandelskammer in Casablanca“, erzählt Kevin Drasl. „Nach mei- nem Studium in München im Bereich Interna- tional Business mit Schwerpunkt auf der arabischen Welt habe ich diesen Auslandsauf- enthalt in Marokko begonnen – und tauchte in eine komplett andere Welt ein. Gewürze, Nüsse, Kräuter soweit das Auge reicht und die Nase riechen kann und noch viel weiter wer- den dort auf den sogenannten Suqs feilgeboten. Dieser kulinarischen Magie konnte ich mich nicht entziehen und so fand ich mich fast jeden Tag nach Feierabend auf den Suqs ein. Nach ei- niger Zeit fing ich an, kiloweise Nüsse zu kau- fen und zu Hause in der Pfanne selbst zu rösten, da es so besonders günstig war. Doch irgend- wann langweilten mich die immer gleichen Nüsse. Da fing ich an, riesige Bündel frischen Rosmarin und Thymian mit in die Pfanne zu werfen - und begann, zu experimentieren. Dabei war es für mich immer entscheidend, „Verträumt knipste ich ein paar saftige Rosmarinzweige von dem verschneiten Busch ab, entfernte die Schneekristalle durch ein leichtes Klopfen und steckte die Kräuter in den kleinen Stoffbeutel. In meine Nase stieg stumm der würzig- magische Geruch der zauberhaften Kräuter, und ich fühlte mich schlagartig in mein Leben in Marokko zurückversetzt. – Wie ich in Casablanca über die Suqs wanderte. Beinahe jeden Tag nach der Arbeit. Wie ich müde und verträumt im Farbengewitter, in diesem Regenbogen an Gerüchen, Erholung fand. Wie ich riesige Orangen aus riesigen Orangenbergen nahm und ihr süßes, saftiges Aroma beim brüderlichen Willkommensgespräch mit Said, dem Verkäufer, genoss. Wie Berge an Gemüse und Kräutern gleich einem mannshohen Jenga-Turm gestapelt waren. Wie ich in meiner Lieblingsépicerie jeden Verkäufer, pardon, jedes Familienmitglied, inzwischen persönlich kannte. Wie ich vor dem deckenhohen Regal an offenen Gewürzen stand und meine Nase überall hineinsteckte, um mit einem scharfen Niesen immer und immer wieder schnell auftauchen zu müssen. Hunderte von Welten lagen vor mir, jede erzählte ihre eigene Bestimmung, Reise und Geschmackscharakter. Jedes dieser Gewürze verführte mich in eine andere Traumwelt. Verzaubernd schön. Und wie ich es immer bedauerte, sie nur beim Kochen genießen zu können. Dann formte sich eine Idee. – Ich öffnete wieder die Augen und sah eine Schneeflocke vor mir fliegen. Ein Jahr und tausend Kilometer ist dieses Leben, diese Zeit nun entfernt. Ich grinste in mich hinein, ging zurück in die warme Bremer Küche und der charaktervolle Curryduft Indiens empfing mich. Die Gewürznüsse waren fast fertig.“ GeNüsse für die Sinne TEXT | ANNETTE RAUBER FOTOS | KEVIN DRASL, ANNETTE RAUBER HORNER Magazin | Januar - Februar 201631

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