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HORNER Magazin | März-April 2015

HORNER Magazin | März - April 2015 55 Vergangenheit und die Gegenwart. Zwischen- durch stimmt sie Reime oder Lieder an, die die Demenzkranken aus ihren ältesten Erinnerun- gen kennen. Während die Heimbewohner mit den Meerschweinchen auf ihrem Schoß, die sie streicheln und füttern dürfen, immer mehr ent- spannen, stimmen sie in die altbekannten Texte mit ein. Unterdessen stolzieren die Hühner umher und bitten hier und dort um ein Körn- chen. Die kleinen gefräßigen Meerschweinchen ent- locken das alte Lied „In der Konditorei saßen wir zwei und fraßen für drei“, was mit viel Ge- lächter mitgesungen wird. Von der anfänglichen Unsicherheit und Isoliertheit ist nur noch wenig zu spüren. Es wird gelacht, über die Tiere ge- fachsimpelt, gestreichelt und gefüttert. Jeder fühlt sich für sein kleines Meerschweinchen auf dem Schoß verantwortlich und bittet um mehr Gras oder Petersilie zum Füttern. Wer anfangs noch unsicher mit seinem Meerschweinchen war, kann nun sehen und stolz darauf sein, wie es entspannt ausgestreckt auf seinem Schoß liegt und vor sich hin mümmelt. „Manchmal macht man es mit dem Herzen am allerbesten – und Sie hier machen es richtig, die Meer- schweinchen fühlen sich wohl“, bestärkt Cor- nelia Drees die Heimbewohner. „Ich möchte mich bei Ihnen bedanken“, sagt Cornelia Drees am Ende dieser wunderbaren Begegnung zwi- schen Mensch und Tier zu den Heimbewoh- nern. „Die Tiere haben von Ihnen viel Futter bekommen, aber vor allem eine Portion Liebe. Füttern vergeht, Liebe besteht.“ Eine Betreuerin der demenzkranken Bewohner sagt, dass dieses besondere Ereignis leider schnell wieder verges- sen werden wird, wahrscheinlich innerhalb der nächsten Stunde. „Aber das entspannte Gefühl der Bewohner wird noch länger anhalten“. DIE TIERFLÜSTERIN CORNELIA DREES Im Oktober 2014 besuchte Cornelia Drees mit ihren Tieren die er- sten Klassen der Alten Grundschule Borgfeld. Hier gibt es auch eine richtige „Tierklasse“, die gemeinsam mit ihrem Klassenleh- rer Michael Knust und einer weiteren Tierklasse der Jahrgangs- stufe 4 hauptverantwortlich für die Tiere der Schule ist: Zwei Schildkröten, sechs Meerschweinchen, sechs Hühner und ein Hahn. Von der Biologin konnten die Kinder viel lernen und hatten eine Menge Spaß. „Sie hat viel über die Tiere erzählt und sogar uns in Tiere verwan- delt: Wir durften uns auf den Boden legen, und die Meerschweinchen kamen zu uns,“ erzählen die Erstklässler begeistert. Mit entspannten Tie- ren, die sich wohlfühlen, wenn man sich ruhig verhält, kann man auch tolle Sachen machen, zum Beispiel ein Huhn auf den Kopf gesetzt be- kommen. „Das Huhn hatte auf meinem Kopf Ballettunterricht“, berichtet die sechsjährige Rieka lachend von diesem ungewöhnlichen Erlebnis. Ihr durch Cornelia Drees vermitteltes Wissen vertiefen die Kinder im Sachkundeunterricht mit ihren eigenen Tieren. Angeleitet werden sie nicht allein durch Lehrer, sondern vor allem auch die Großen aus der 4. Klasse helfen dabei, die Erstklässler zu richtigen Experten auszubilden. Klassenlehrer Michael Knust, der selbst eine Ausbildung für tiergestützte Intervention hat, ist immer wieder von Neuem begeistert, wie viel Ruhe Tiere in einen Raum voller Kinder bringen können: „Wenn Tiere dabei sind, wächst die Klasse als Gruppe zusammen. Die Kinder nehmen auf Tiere tatsächlich mehr Rücksicht als auf Menschen.“ Die Tiere der Alten Grundschule Borgfeld haben ihre Gehege mit großen Freilaufflächen auf dem Schulgelände. Auch am Wochenende und in den Ferien werden sie von den Schulkindern mit ihren Eltern versorgt. Das Projekt ist nur durch das große Enga- gement der Lehrer und Schüler möglich, vor allem aber auch durch die Unterstützung von umliegenden Höfen und Geschäften. Über Geld- und Sachspenden zur Pflege der Tiere und Instandhaltung des Ge- heges freut die Schule sich sehr. Schulunterricht mit Tieren Ein Huhn zu halten, ist gar nicht so einfach. Aber Sünnje macht es genau richtig und Henne Scotty bleibt ruhig auf ihrem Schoß. HORNER Magazin | März - April 201555

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