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HORNER Magazin | 02.2012

HORNER Magazin | 02.2012 35 HORNER KÜNSTLER | GERHARD GRUNERT Wir sind für Sie da: wochentags durchgehend von 8:30 bis 19 Uhr (freitags ab 8:00), Samstags von 8 bis 14 Uhr Wilhelm-Röntgen-Str. 4 im Rewe-Markt, 28357 Bremen-Horn Tel. (0421) 20 54 44, Fax (0421) 205 44 55 www.apomarkus.de Dr. Hans-Dieter Just Apotheker Gesundheit zum günstigen Preis sind die extrem schmalen, hohen Spiegel, die Grunert mit einem dunk- len Flechtrahmen versehen und dadurch zu Schmuckstücken für jeden Raum gemacht hat. Oder die zierlichen Kaffeehausstühle aus Rattan mit präzise geflochtener Sitzfläche. Und natürlich immer wieder Körbe: runde, eckige, große, die man sich eindrucksvoll in der Lounge eines Fünf-Sterne-Hotels vorstellen kann, und auch tiefe, so wie früher die ty- pische Molle, in der unsere Urgroßmütter Obst und sandige Kartoffeln aus dem Gemüsegarten holten. Der Horner Künstler liebt es, alte bäuerliche Formen als Basis für seine Arbeiten zu nehmen. Vielleicht ist er auch deshalb nicht die Spur ver- bittert darüber, dass sein traditionsreiches Handwerk heute kaum noch als Berufsbild existiert. Er hat für sich einen Weg gefunden, die Werte der Korbflechterei bis in unsere Zeit hinein zu erhalten und das ist ihm auf würdevolle Weise gelungen: keine Schnörkel, denn die würden nicht widerspiegeln, wofür das Handwerk einmal stand. Dafür meisterhaft ge- arbeitete Gegenstände in klaren, überzeugenden Formen und natürlichen Farben. Im oberfränkischen Lichtenfels, berichtet Gerhard Grunert, dort gäbe es noch eine Flechtwerkschule. Aber auch da liege der Schwerpunkt heute natürlich vor allem auf Gestaltung und nicht mehr auf Nutzproduktion. Es dürfte kaum möglich sein, dass moderne Korbflechter so viel Können und Leidenschaft für ihre Arbeit entwickeln wie Gerhard Grunert, der seinen Beruf vor über sechzig Jahren erlernt und damit eine Familien- tradition fortgesetzt hat. Doch vielleicht können die Flechtwerkgestalter von heute dazu beitragen, dass uns dieses schöne Handwerk weiterhin dekorative Gegenstände aus Naturstoffen beschert. Ich bin jedenfalls dankbar, dass Gerhard Grunert mich trotz seiner anfänglichen Beden- ken noch einmal zu sich eingeladen und mir so enthusiastisch Einblick in seine Kunst gegeben hat. „Wie gesagt, nicht meiner Person wegen“, erinnert er mich beim Ab- schied erneut. „Ich dachte nur, das Handwerk an sich, das könnte gut ein bisschen mehr Aufmerksamkeit vertragen.“ Dann klingelt das Tele- fon und der fast 80-Jährige, den man so gar nicht als Rentner bezeich- nen möchte, eilt nach nebenan. „Ach wissen Sie“, höre ich ihn beim Hinausgehen sagen, „ich bin ja auch nicht mehr ganz so jung. Und ich hab schon das Haus voller Arbeit. Na gut, wenn Sie die Stühle hier vor- beibringen, dann gucke ich mal, was ich tun kann.“ TEXT & FOTOS | ELISABETH GÄNGER