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HORNER Magazin | 02.2012

HORNER Magazin | 02. 201234 HORNER KÜNSTLER | GERHARD GRUNERT igentlich möchte Gerhard Grunert nicht, dass über ihn in einem Magazin berichtet wird. „Nein“, lehnt er höflich, aber ent- schlossen ab, als ich ihn um ein Interview bitte. „Wissen Sie, mit fast 80, da möchte man die Arbeit ja eher einstellen und nicht noch weiter bekannt machen. Außerdem geht es hier auch gar nicht um meine Person.“ Es ist angenehm, wenn sich ein Kunsthandwerker, der immerhin zu den besten Korbflechtern Deutschlands gehört, so zu- rückhaltend und bodenständig gibt. Einen Blick in seine Werkstatt darf ich aber dennoch werfen. Sofort springt mir eine flache, rechteckige Schale von der Größe eines Kinderbetts ins Auge. „Die fertige ich nor- malerweise als Dekoration an, zum Beispiel für großzügige Eingangs- bereiche“, erklärt Gerhard Grunert und schon ist er voller Elan bei seiner Handwerkskunst. Seit 53 Jahren betreibt der gebürtige Scheeßeler nun schon eine eigene Werkstatt in Bremen. Zuerst in der Hoppenbank im Rembertiviertel und seit 1969 in der Edisonstraße, sind in seinen Händen Kunstwerke aus Flechtmaterial entstanden, die ihm internationales Ansehen und viele Auszeichnungen beschert haben. „Man muss schon einzigartig sein, wenn man heute noch vom Korbflechten leben will“, beschreibt Ger- hard Grunert die Entwicklung seiner Zunft. Dabei wurde einst nahezu alles in Körben transportiert oder gelagert. Der Handwerksmeister erin- nert sich noch gut daran, wie die Waren der Bremer Woll-Kämmerei in seinen ersten Berufsjahren in Körben geliefert wurden. Und selbst für die Hapag-Lloyd-Reederei bildete Flechtwerk aus Weide und anderen Na- turmaterialien die wichtigsten Transportbehälter. „Wenn man so will, waren das die ersten Container“, lacht Grunert verschmitzt. Es ist erstaunlich, wie gelassen er die Tatsache nimmt, dass sein Hand- werk nach und nach seine Zweckmäßigkeit verlor und durch industriell hergestellte Kunststoffbehälter ersetzt wurde. Selbst einfache Körbe könnten in Deutschland nicht mehr kostendeckend gefertigt werden, be- richtet Grunert. Der Bedarf werde hierzulande aus lohnpolitischen Grün- den inzwischen komplett durch asiatische Fabrikate abgedeckt. Denn das uralte Handwerk des Korbflechtens vollzieht sich aller Technisie- rung zum Trotz noch immer ähnlich wie vor Tausenden von Jahren, näm- lich per Handarbeit. Es erfordert viel Fingerfertigkeit, Präzision und auch Kraft, die teilweise derben Materialien exakt zu verarbeiten. „Fassen Sie mal an“, deutet Grunert auf einen frisch gespaltenen Strang aus Rattan- rohr, den er jetzt schwungvoll durch die Staken eines Korbgerüsts zieht. Das Naturrohr ist widerspenstig und an den Rändern messerscharf. Den- noch kann man kaum so schnell gucken, wie der Altmeister daraus eine formschöne und ebene Fläche zaubert. Gerhard Grunert ist niemand, der sich den Strömungen seiner Zeit ge- genüber verschließt. Er hat akzeptiert, dass ein Handwerk, das früher ganze Familien ernährte, heute nur noch von wenigen betrieben wird, und das vor allem zu dekorativen Zwecken. Diese Nische hat er bereits vor langer Zeit auch für sich entdeckt. 40 Jahre lang gehörte Grunert der Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Bremen an und stellte seine Ar- beiten regelmäßig im Übersee- und im Focke-Museum aus. Er gewann den Auguste-Papendieck-Preis, den die Sparkasse Bremen alle zwei Jahre zur besonderen Auszeichnung zeitgenössischen Kunsthandwerks ausschreibt. Darüber hinaus sind Werke von ihm im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg beheimatet sowie im Frankfurter Kunsthand- werk-Museum. Auf überregionalen Ausstellungen und Messen hat er unzählige Anhänger für seine Arbeiten gewonnen und unter anderem in die USA und nach Japan verkauft. Und noch heute fertigt er für einen re- nommierten Küchenhersteller edle Besteckkörbe an. Es genügt ein Blick in den Lagerraum und man ahnt, weshalb die Ex- ponate aus der Grunertschen Werkstatt so viel internationalen Zuspruch finden. Alles hier besticht durch eine faszinierende Mischung aus edel- ster Flechtkunst und einem subtilen, durchweg schlichten Design. Da E Wir helfen Ihnen im Trauerfall und bei der Bestattungsvorsorge Vertrauen Sie unserer langjährigen Erfahrung Tel. 2120 47 Tag und Nacht Beerdigungs-Institut Bohlken und Engelhardt AM RIENSBERG Friedhofstraße 16 · 28213 Bremen www.bohlken-engelhardt.de Würdevolles Andenken an ein traditionsreiches Handwerk Gerhard Grunert gehört seit Jahrzehnten zur Korbflechter-Avantgarde in Deutschland