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HORNER Magazin | 01.2012

HORNER Magazin | 01.2012 13 Das marode Telekom-Gelände an der Leher Heerstraße kommt als Mühlenviertel zu neuem Glanz. Wie Jens Lütjen, Geschäftsführen- der Gesellschafter des Immobilienunternehmens Robert C. Spies jetzt bekanntgab, wird das knapp 70.000 Quadratmeter große Areal an ein Konsortium aus Bauatelier Nord und Koenen-Bau veräußert. Der Kaufvertrag wurde kurz vor Weihnachten unterzeichnet. Sobald die notwendigen Genehmigungen vorliegen, soll mit dem Ab- riss und der Entsorgung der Altgebäude begonnen werden. Da die zwölf leerstehenden Gebäude teilweise mit Schadstoffen belastet sind, ist der Aufwand erheblich. Außerdem müssen versiegelte Flächen aufgebro- chen und für die späteren Bauarbeiten neue Wege angelegt werden. Für diese Vorarbeiten rechnen die neuen Eigentümer mit siebenstelligen Ko- sten und bis zu einem Jahr Dauer. Spätestens im Frühjahr 2013 werden die Hochbauarbeiten beginnen, hieß es. Für das Mühlenviertel geplant ist eine Mischung aus Gewerbe und Wohnraum für rund 300 Menschen. Wo genau welche Häuser entstehen und wie sie architektonisch aussehen werden, ist zurzeit noch offen. Fest steht aber bereits, dass sich die Preise am ortsüblichen Standard orien- tieren werden und für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen attraktiv sein sollen. Laut Jens Lütjen steht auch Mietwohnungsbau zur Diskus- sion, sofern dieser kalkulatorisch möglich ist. Ausführliches Bebauungskonzept Die aktuelle Konzeption für das neue Quartier sieht vor, rund zwei Drit- tel des Grundstücks mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern zu bebauen. Auf dem gewerblichen Teil wird die Firmengruppe Niendorf Flächen für Handel, Dienstleistungen, Büros und Praxen entwickeln. Zurzeit wer- den die Erkenntnisse aus den Gesprächen und Verhandlungen der ver- gangenen Monate sondiert und in ein ausführliches Bebauungskonzept eingebaut. Ortsamtsleiter Wolfgang Ahrens zeigte sich freudig überrascht, dass die Brachfläche nach jahrelangem Stillstand so zügig verkauft werden konnte. Er sei optimistisch, dass es bei der Vermarktung keine Schwie- rigkeiten geben werde. „Das ist die letzte Möglichkeit, in Horn-Lehe ein größeres Objekt zu erschließen“, sagte er. Auch Immobilienexperte Jens Lütjen beurteilt die Marktaussichten positiv. „Die stark nachgefragten Wohngebiete in Horn-Lehe sowie die angrenzenden Stadtteile Borgfeld und Oberneuland bieten kaum noch über bedeutende Flächenreserven“, sagte er. Neben einer optimalen Anbindung an den öffentlichen Nah- verkehr seien vom Mühlenviertel auch Innenstadt, Bahnhof, Technolo- giepark, Universität und Autobahn optimal erreichbar. Über die Kaufsumme bewahrten die Parteien Stillschweigen. Lütjen räumte aber ein, dass sich die Investitionssumme deutlich im zweistelligen Millio- nenbereich abspielen werde. Grund zur Freude Auch für Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing ist die Entwicklung ein Grund zur Freude. Die elfjährige Pause sieht er jedenfalls nicht als Nach- teil. „Das Grundstück hatte Zeit, sich auszuruhen“, sagte er. Vor allem die Konzentration auf die Entwicklung im innerstädtischen Bereich fin- det seine Zustimmung. „Hier kann sich die Stadt im Inneren erneuern. Für Horn-Lehe kann ein gutes Quartier entstehen.“ Das Telekomgelände hat eine bewegte Vergangenheit. In den ersten Jah- ren galt der Komplex, den die damalige Bundespost als Ausbildungs- zentrum für rund 800 Dienstanfänger, Lehrlinge und Lehrgangs- teilnehmer gebaut hatte, als Vorzeigeobjekt. Umgerechnet rund 21 Mil- lionen Euro investierte die Post in den weitläufigen Komplex. Mit vie- len Ehrengästen aus Politik, der bremischen Verwaltung und aus dem Bundespostministerium wurde am 16. Dezember 1971 Richtfest gefei- ert. Auf dem Gelände wurden Post- und Fernmeldeschüler der Ober- postdirektion sowie die Lehrlinge des Fernmeldeamtes 2 Bremen ausgebildet. Zu dem riesigen Komplex gehören 36 Unterrichtsräume, 21 Werkstätten, Büros und Verwaltungseinheiten, Wohnheime, Sportge- lände und Turnhalle, ein Hotel, Restaurant und Theater. Die Aula war für 400 Plätze ausgelegt, der Speisesaal für 330. Die Küche konnte 1200 Mahlzeiten zubereiten. Insgesamt bieten die Bauten rund 33.000 Qua- dratmeter Nutzfläche. In den 1990er Jahren wurde das Ausbildungszentrum aufgegeben, seit- her ist nicht viel passiert. Wegen der hohen Schadstoffbelastung und der damit verbundenen Kosten hatten Investoren in den vergangen Jahren immer das Risiko gescheut. Für Abriss und Entsorgung kursierte eine Summe von rund 25 Millionen Euro. Die einzige Nutzung des Geländes fand regelmäßig auf dem Parkplatz statt. Alle zwei Jahre veranstaltete der Bürgerverein dort sein Mühlenfest. Mit der Bebauung und Erschlie- ßung des Geländes muss sich der Bürgerverein künftig einen neuen Standort für die Großveranstaltung suchen. Geschafft! Nach Jahren des Stillstands geht es endlich los - das Telekom-Gelände wird bewohnbar HORN BEWEGT SICH | DAS MÜHLENVIERTEL KOMMT „Ich freue mich, dass sich Investoren gefunden haben, die das Gelände aus seinem Dornröschen- schlaf holen werden.“ Catharina Hanke Sprecherin des Beirats Horn-Lehe TEXT | ANDREAS BECKER