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HORNER Magazin | Herbst 2011

HORNER Magazin | Herbst 201134 KÜNSTLER AUS HORN-LEHE | RENATE WETZSTEIN chon als Kind malte und zeichnete sie leidenschaftlich gerne. Später, während der Berufsausbildung und der Zeit der Familiengründung, verlor sie ihr Hobby aus den Augen. Vor zehn Jahren, als ihre beiden Söhne längst erwachsen waren, nahm Renate Wetzstein das Malen wieder auf. Seitdem sind über 200 Werke entstanden und die Künstlerin weiß: Malen ist ihr Medium. Sie kann darüber ausdrücken, was sie im Alltag bewegt. Ihr liegt viel daran, den Betrachter durch ihre meist zeitkritischen Themen zum Nachdenken zu bringen. Und sie hat sich durch ihr Hobby ein Netzwerk aus Künstlerkollegen und Kunstinteressierten aufgebaut, aus dem sie Energie schöpft und das sie mit viel Enga- gement ständig erweitert. Wer einen Blick in das geräumige, helle Atelier von Renate Wetz- stein wirft, erkennt sofort: Hier geht es um anderes als um zeich- nerische Präzision. Hier stechen Formen und vor allem Farben ins Auge. Motive, die nicht unbedingt gefällig sind, sondern oft auch provokativ. Und immer wieder dieses kräftige Rot reifer Knupper- kirschen. Vor ein paar Jahren, sagt Renate Wetzstein, habe sie wäh- rend eines Aufenthalts in der Kunstakademie in Bad Reichen- hall die herrliche Berglandschaft darstellen wollen. Jedoch hätten die Farben der Natur so gar nicht mit denen harmoniert, die sie für ihr Projekt im Kopf hatte. „Dann mal es doch so, wie du es siehst“, sei der Rat ihres Dozen- ten gewesen, der nach Fertigstel- lung des Bildes allerdings ganz schön geschluckt habe. Berge nämlich sind auf dem breiten, aus drei Teilen bestehenden Werk an der Hauptwand ihres Ateliers nur als flache, ockerfar- bene Wellen angedeutet. Das Gros des Bildes ist dunkelrot und lässt höchstens anhand einiger Strukturen einen Hauch von Landschaft erahnen. Genauso versteht Renate Wetzstein ihre Kunst: zum Ausdruck bringen, was sie selber sieht oder empfin- det. Sie habe immer Mechanismen gehabt, Sorgen oder Dinge, die sie im Alltag bewegen, zu verar- beiten, sagt die gelernte Rönt- genassistentin. Bevor sie wieder zur Malerei kam, war es das Schreiben von Tagebuchnotizen, das ihr half, schwierige Situatio- nen zu bewältigen. Dann nahm sie im Jahr 2001 zum er- sten Mal an der Sommerakademie für Künstler im ostfriesischen Nor- den teil und erlebte eine Art Initialzün- dung. Es habe so gutgetan, ihre ganz subjektive Wahr- nehmung auf die Leinwand bringen zu können, erinnert sich die in Horn le- bende Künstlerin. Ein leerstehender Raum im Architekturbüro ihres Mannes wurde zum Atelier um- funktioniert. „Den musst du un- bedingt zum Malen nehmen“, habe Hans-Werner Wetzstein da- mals gedrängt, wohl schon ah- nend, dass seine Frau noch viel von der Kraft brauchen würde, die sie aus ihrem Hobby schöpfte. Bis ihr Mann im Jahr 2007 starb, begleitete Renate Wetzstein ihn durch lange Zeiten schwerer Krankheit. „Malen“, sagt sie heute, „war immer ein Hilfsmittel für meine eigene Le- bensführung. Ich konnte darüber vieles bewältigen und sogar wie- der ins Gleichgewicht finden.“ Rückblickend ist es kein Wun- der, dass sie bei ihrem ersten Aufenthalt in der Sommerakade- mie die abstrakte Malerei als ihren Stil entdeckte. Sofort schien damals klar zu sein, dass sie nicht die Realität abbilden wollte, sondern ihren ganz per- sönlichen Blickwinkel darauf. Dabei liegt ihr viel daran, dem Betrachter ihre Interpretation der Dinge zu vermitteln. Zum Bei- spiel im letzten Jahr, als über 50 ihrer Bilder über viele Monate im Diako ausgestellt waren. Immer wieder hätten Patienten oder Besucher des Krankenhau- Malen als Mittel zum Ausdruck und zur Kommunikation In der abstrakten Malerei hat Renate Wetzstein das passende Medium für sich gefunden Name des Werkes: “Ring of Fire” S