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HORNER Magazin | Sommer 2011

HORNER Magazin | Sommer 2011 31 MENSCHEN AUS HORN-LEHE Das klingt so, als hätten Sie sich jetzt ein ruhigeres Betätigungsfeld ausgesucht. Nein, das ist im Sport auch nicht so. Als Sportverein haben Sie wieder die gleiche Situation: Dass es bei den überschuldeten Finanzen der Stadt absehbar ist, dass die Mittel weiter zusammengestrichen werden. Man muss damit rechnen, dass die Einnah- men geringer werden. Und das wirkt sich auf den kleinen Verein wie unseren aus. Wir können in Zukunft nicht damit rechnen, dass die Stadt unsere Anlagen so instand halten kann, ohne dass wir eigene Anstren- gungen oder eigene finanzielle Mittel dazugeben. Können Sie Beispiele nennen? Wir betreiben gemeinsam mit Eiche Horn den Kunstrasenplatz. Der wird in diesem Jahr durch die Stadt grundsaniert. Das ko- stet rund 200 000 Euro. Und wenn Sie sich vorstellen, dass Bremen 35 bis 40 solcher Plätze hat, die alle zehn Jahre erneuert werden müssen, dann kann man sich vorstellen, dass das nicht geht. Wir als Verein müssen uns darauf einstellen, dass wir in 15 Jahren zusammen mit Eiche einen wesentlichen Teil stem- men müssen. Die Frage ist, ob die Mitglieder so etwas mittra- gen können. Das ist nur ein Beispiel, bei dem sich für mich der Kampf um die knapper werdenden Mittel fort- setzt – jetzt allerdings auf der ehrenamtlichen Seite als Ver- einsvorsitzender. Man muss gu- cken, wie der Verein überleben kann. Gibt es noch andere Aufgaben, die darüber hinaus beim Ho- ckey Club auf Sie zukommen? An erster Stelle stehen die Mitglieder. Gott sei Dank haben wir keinen Mitglieder- schwund. Aber es gibt eine Altergruppe, mit der wir schwach vertreten sind und die wir im Augenblick schlecht erreichen. Und das sind die 26- bis 40-Jährigen. Wir haben viele Kinder und Jugendliche und viele Mitglieder in meinem Alter. Aber der Mit- telbau fehlt uns. Unsere Aufgabe als Vorstand ist nun, diese Altersgruppe zu erreichen. Das ist ein Pro- blem, das fast alle Sportvereine haben. Es hat auch mit der gesellschaftlichen Ent- wicklung, der Individualisierung und mit den kommerziellen Anbietern zu tun. Und wie wollen Sie neue Mitglieder in dieser Altersgruppe erreichen? Ich möchte, dass wir die sozialen Netz- werke wie Facebook oder auch Twitter aktiv und für einen Teil unserer Kommuni- kation nutzen. Denn nicht nur die Jugendli- chen, sondern auch die gut ausgebildeten Berufstätigen im Stadtteil nutzen so etwas. Das ist für einen Sportverein und einen Vor- stand, der überwiegend mit Menschen über 50 bestückt ist, eine Herausforderung. Viele von uns haben sich gerade daran gewöhnt, dass man E-Mails schreibt und eine Inter- netseite bestückt. Und jetzt kommt der nächste Schritt. Gibt es noch andere Aufgaben? Wir müssen die Kooperation mit Eiche Horn fortsetzen. Zwar müssen wir nicht un- bedingt fusionieren. Aber wir müssen als Nachbarn gut zusammenarbeiten. Auch, weil wir voneinander abhängen. Und was machen Sie darüber hinaus in Ihrer freien Zeit? Da setze ich meine berufliche Geschichte auf der ehrenamtlichen Ebene fort. Ich habe mittlerweile den Vorsitz im Ausschuss So- ziale Arbeit im Sport beim Landessportbund übernommen. Das ist ein ganz spannendes Thema, weil in den Sportvereinen ganz praktisch soziale Arbeit geleistet wird. Der Sport ist der größte Bereich, in dem Arm und Reich, Alt und Jung und Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen. Das ist eine riesige Leistung, für die wir in den kommenden zwölf Monaten das Be- wusstsein in der Öffentlichkeit schaffen wollen. Das klingt nach einer Menge Arbeit. Haben Sie da auch noch Zeit für sich und Ihre Familie? Ich zähle nicht die Stunden, aber ich bin eigentlich täglich unterwegs. Das ist für mich auch ganz schön so, weil ich kein Mensch bin, der nur zu Hause sein kann. Klar, meine Frau wünscht sich, dass ich noch ein bisschen mehr Haus- wirtschaft mache, weil sie selbst noch arbeitet. Aber ich muss ehrlich sagen, ich finde die Mixtur mit Sport- verein, LSB und den Sachen, die ich noch für Alte Eichen am Rande mache, ganz spannend. Und sie ist auch stimmig für mich. Mit anderen Worten: Einfach den Ruhestand zu genießen, ist nicht Ihr Ding? Nein, das wäre nicht gegangen. Das hätte auch irgendwann meine Frau zu spüren bekom- men. Natürlich muss man gu- cken, dass man gesund ist. Aber jetzt bin ich noch in einem Alter, in dem man sich nicht verabschieden sollte. Ich habe schon mit mir gekämpft, ob ich diese Altersteilzeit machen sollte. Das hat eigentlich meinem Selbstbild nicht entspro- chen. Umso wichtiger ist, dass ich jetzt etwas mache, bei dem ich – ehrenamtlich und ohne Geld damit zu verdienen – etwas für andere mache, das vielleicht unterstüt- zend sein kann. Ich fühle mich auch ver- pflichtet, etwas zu machen. Und mit den Schwerpunkten Sport und Soziale Arbeit setze ich auch meine alte Arbeit fort. Vielen Dank für das Gespräch. H