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HORNER Magazin | Sommer 2011

HORNER Magazin | Sommer 201130 MENSCHEN AUS HORN-LEHE Das ist natürlich nicht bei allen so. Es gibt Jugendliche, die es nicht geschafft haben, obwohl wir uns große Mühe gegeben haben. Aber mit der Vielzahl ist es so, dass sie ihren Weg gefunden haben. Und wenn man daran einen ganz kleinen Anteil gehabt hat – denn da darf man sich nie überschätzen –, dann ist es natürlich ein schönes Gefühl. Das war eine tolle Zeit. Und welche Erinnerungen haben Sie an die letzten zehn Jahre, in denen Sie die Leitung der Geschäftsführung übernom- men hatten? Da gab es auch spannende und tolle Mo- mente. Allerdings unter Rahmenbedingun- gen, die nicht mehr so toll sind. Die Jugendhilfe stand unter einem enormen öf- fentlichen Druck, dann kam die fürchterli- che Geschichte mit dem kleinen Kevin. Und jetzt hat sich der Druck auf die Ein- richtungen wieder verändert: Es gibt in Bre- men ganz, ganz viele Kinder und Jugendliche, die nicht zu Hause leben kön- nen. Alle Einrichtungen sind voll – und trotzdem müssen sie ums Geld und ums Überleben kämpfen. Der Preis für die Leis- tung, die sie erbringen, ist – und das sage ich jetzt für alle Einrichtungen in ganz Bre- men – so gedeckelt und gedrückt, dass sie große Mühe haben, das alles zu schaffen. Eigentlich müsste Bremen die Einrichtun- gen sogar noch ausbauen. Das ist schon schlimm und eine bedenkliche Entwicklung in der Gesellschaft, dass Kinder vermehrt aus ihrem Zuhause herausgeholt und eine zeitlang in Institutionen wie Alten Eichen betreut werden müssen. Aber dafür sind wir da. Gab es in den letzte in Jahren für Sie aber auch positive Momente? Ich finde es ganz toll, dass wir in den letzten zehn Jahren verstärkt im Stadtteil aktiv ge- worden sind. Das liegt natürlich auch daran, dass wir die Trägerschaft des Jugendfrei- zeitheims mit übernommen haben. Durch die Kooperationen mit dem Ortsamt, der Po- litik und Vereinen haben wir auch unser Selbstverständnis verändert. Wir verstehen uns als eine Einrichtung, die einen Schwer- punkt im Stadtteil hat. Dadurch werden wir auch anders wahrgenommen als noch vor 15 Jahren. Damals waren wir noch das so genannten Kinderheim und viele wussten gar nicht, dass es uns gibt. Aber auch innerhalb des Teams gab es viele schöne Momente. Es war spannend, mit einer solchen Vielfalt, einer solchen Mi- schung aus berufserfahrenen und interes- santen, jungen Leuten zu arbeiten. Es war immer spannend zu sehen, welche Talente es gibt. Und welche Talente hatten Sie, als Sie anfingen? Ich war damals sehr sportlich und habe immer sehr viel Sport getrieben. Das sieht man mir heute nicht an. (lacht) Aber damals bin ich jeden Morgen mit 16-Jährigen durch den Rhodo-Park gejoggt. Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Heute kriegen Sie alle16-Jährigen in einer Wohngruppe nicht mehr dazu, dass sie eine Sache mit Ihnen machen. Aber ich will jetzt nicht so sehr über meine Stärken sprechen… Fällt es Ihnen nach so einer langen Zeit nicht schwer, sich von ihrem bisherigen Wirkungskreis abzunabeln? Das hat sich gelegt. Ich bin ja schon seit Ende November nicht mehr im Dienst. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich jetzt Urlaub habe oder zur Arbeit müsste. Ich habe mich auf meine neue Situation einge- stellt. Und das ist auch schon ganz schön entlastend. Als ich aufhörte, hatten wir 120 Mitarbeiter und waren schon eine größere soziale Einrichtung. Da verspürt man schon einen enormen Stress in diesen Zeiten. Zum Beispiel, dass alle beschäftigt sind und dass die Arbeit qualitativ gut gemacht wird. Und dann immer der Kampf darum, dass die Stadt Bremen pünktlich das Geld zahlt und so weiter … Natürlich vermisse ich jetzt die Inspiratio- nen durch die vielen Mitarbeiter oder die inhaltliche Debatte um Kinder- und Ju- gendhilfe in Bremen. Aber dafür gibt es jetzt andere Themen für mich wie den Sportverein und Sportpolitik. Ich habe da schon einen Ausgleich gefunden. Gott sei Dank.