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HORNER Magazin | Sommer 2011

HORNER Magazin | Sommer 2011 23 schwer zu entziffern“, sagt Eva Görtz. Da kann es auch vorkommen, dass die beiden Herausgeber einen Nachmittag lang über eine einzige Bezeichnung diskutieren. Ohne ein Netzwerk von Helfern kommen selbst Experten nicht aus. „Alleine wird man da nichts. Manche Wendungen in Fremdsprachen versteht man einfach nur, wenn man Muttersprachler ist“, sagt der Historiker, der sich während seines ganzen Universitätslebens für Marx/Engels und die Arbeiterbewegung interessiert hat. Ziel der historisch-kritischen Ausgabe ist es, „Marx/Engels und nicht Marxismus“ zu präsentieren, wie Schelz-Brandenburg es bezeichnet. Im Unterschied zu früheren Ausgaben sollen die Schriften „ohne ideo- logische Verzerrungen und Auslassungen“ an die Öffentlichkeit gebracht werden. Das Projekt ist nicht neu, sondern hat eine lange Vorgeschichte. Die Idee geht auf den russischen Gelehrten David Borisovic Rja- zanov zurück. In den 1920er Jahren begann er in Moskau mit der Edition einer 42-bän- digen Marx-Engels-Ausgabe, die in Frank- furt am Main und Berlin verlegt wurde. Zwölf Bände erschienen zwischen 1927 und 1941. Die Machtergreifung Hitlers und der stalinistische Terror, dem viele russi- sche Intellektuelle, unter anderem auch Rjazanov zum Opfer fielen, setzten der Ausgabe ein Ende. Erst in der 1960er Jah- ren konnte eine neue, zweite Gesamtaus- gabe in Angriff genommen werden. 1972 wurden die Editionsrichtlinien in einem Probeband vorgestellt. Unterstützt wurde das Vorhaben bereits frühzeitig durch das Internationale Institut für Sozialgeschichte (IISG). Zwei Drittel der Originalhandschriften be- finden sich seit den 1930er Jahren im Be- sitz des IISG. Der Rest wird in Moskau im Staatlichen Archiv für Sozial- und Politik- geschichte aufbewahrt. 1990 wurde in Am- sterdam die Internationale Marx-Engels- Stiftung gegründet. 1992 schloss die Kon- ferenz der deutschen Akademien der Wissenschaften einen Kooperationsvertrag mit der Stiftung. Auf Empfehlung des Wis- senschaftsrates und der Bund-Länder- Kommission wurde die Marx-Engels- Gesamtausgabe als Vorhaben der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissen- schaften in das Akademienprogramm des Bundes und der Länder aufgenommen. Entpolitisierung der Edition Neu im Vergleich zu früheren Ausgaben war die Entpolitisierung der Edition, vor allem in der Kommentierung. An die Stelle der politisch motivierten Deutung des Werks ist die konsequente Historisierung getreten, die das Denken von Marx und En- gels in den zeitgeschichtlichen Zusammen- hang stellt. Till Schelz-Brandenburg arbeitet seit 2004 an dem Projekt mit. Für Eva Görtz wurde vor einem Jahr eine be- fristete Stelle geschaffen. Die Gesamtausgabe gliedert sich in vier Teile: 1. Werke, Artikel und Entwürfe; 2. Das Kapital und Vorarbeiten; 3. Briefwech- sel; 4. Exzerpte, Notizen und Marginalien. 55 Bände sind bereits erschienen, 32 wei- tere Bände werden zurzeit bearbeitet. Auf die Bestsellerlisten des Buchhandels wer- den die Bände es wohl nicht schaffen, da ist sich Schelz- Brandenburg sicher. „Eine große Verbrei- tung wird alleine schon durch die Preise verhindert“, sagt er. Wer eine Doppelausgabe der Briefe erstehen möchte, muss immer- hin knapp 200 Euro auf den Tisch legen. „Für den normalen Leser ist die Edition auch nur in Grenzen interessant“, so der Historiker. Anders für den Theoretiker, M a r x - E n g e l s - Exegeten und Philo- sophen. „In erster Linie ist das eine Ausgabe für die Wissenschaft. Fachkreise können durchaus neue Erkenntnisse gewin- nen, denn da sind Nuancen entscheidend.“ MARX UND ENGELS IN BREMEN H Hodenberger Diele Direkt am Deich in Bremen Oberneuland Hodenberger Diele Am Hodenberger Deich 41 28355 Bremen Fon/Fax (0421) 25 33 93 www.hodenbergerdiele.de info@hodenbergerdiele.de Öffnungszeiten: täglich ab 10 Uhr Dienstag Ruhetag Frühstück von 10 - 12 Uhr Warme Küche von 12 - 14.30 und 17 - 22 Uhr Täglich leckere selbstgebackene Kuchen und Torten Im Sommer Live-Musik Historiker Till Schelz-Brandenburg und Eva Görtz mit der um- fangreichen Gesamtausgabe “Marx/Engels” TEXT & FOTOS | ANDREAS BECKER