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HORNER Magazin | Frühling 2011

HORNER Magazin | Frühling 2011 21 MENSCHEN AUS HORN-LEHE Alltag zwischen Ghettoblaster und Waffeleisen Seit über 30 Jahren mehr als nur ein Treffpunkt: bis zu 50 Jugendliche besuchen am Tag das Jugendhaus Horn-Lehe Musik hören, Billard spielen, Kickern und einfach nur Freunde treffen – seit über 30 Jahren ist das Jugendhaus Horn-Lehe an der Curiestraße 2b der feste Treffpunkt für den Nachwuchs in Horn-Lehe. Und die Attraktivität nimmt im Laufe dieses Jahres noch zu: mit zwei neuen Kunstrasenspielfeldern entsteht rund um das Haus der Sportpark Bergiusstraße. Es donnert im Jugendhaus. Von irgendwoher schallt lautes La- chen, schnelle Schritt eilen durch die Flure des zweigeschossi- gen Baus. Was genau passiert ist, versucht Ines Moldenhauer zu ergründen. Seit Sommer vergangenen Jahres arbeitet die Sozi- alpädagogin gemeinsam mit ihren Kollegen Eva Bärwolf und Olaf Hartmann im Freizi an der Curiestraße 2b. Sie kennt viele der jugendlichen Besucher inzwischen nur allzugut. „Manch- mal muss man seine Augen überall haben“, sagt sie und begibt sich auf die Suche nach der Quelle des Getümmels. „Das ist aber erst halbe Welle“, sagt sie. „Es geht noch schlimmer.“ Als wollten sie Moldenhauers Aussage Nachdruck verleihen, starten eine Handvoll Jugendlicher kurzerhand den Ghettobla- ster des Hauses. Binnen Sekunden dröhnt aggressive Hip-Hop- Musik aus den Boxen des tragbaren Radios durch das sieben Meter hohe Foyer. Ein Gespräch ist kaum mehr möglich. Dafür singt ein deutscher Rapper von Gewalt und dem Leben im Ghetto – und die meisten Jugendlichen singen textsicher mit. Nach ihrem musikalischen Intermezzo machen Philipp und seine Freunde es sich in den Sesseln und auf dem Sofa im Ein- gangsbereich gemütlich. Interessiert verfolgt der Teenager das Treiben um ihn herum. „Chillen, Freunde treffen und so“ – das mache er hier am liebsten, erzählt der 16-Jährige. „Chillen“, das hieß früher „abhängen“. Früher, da waren noch Menschen wie Philipps Vater zu Gast im Haus. Ebenso wie seine Cousine und die Tante, erzählt der Teenager nicht ohne Stolz. Als das Jugendhaus vor über 30 Jahren seine Türen zum aller- ersten Mal öffnete, waren die meisten der heutigen Besucher noch längst nicht geboren. Am 1. Juli 1976 wurde das Gebäude als halbfertiger Neubau an die ersten Mitarbeiter übergeben. Bauschutt und frische Farbe prägten das Bild, von einem befe- stigten Weg war auf der Brache noch nicht viel zu sehen. Erst im September desselben Jahres war es dann soweit: Die ersten Kin- der und Jugendlichen des Stadtteils konnten ihre Freizeit an der Curiestraße verbringen. TEXT & FOTOS | ANDREAS HOLLING