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HORNER Magazin | Frühling 2011

HORNER Magazin | Frühling 201114 MENSCHEN AUS HORN-LEHE Er selbst sieht sich als Bremer Rebell, und tatsächlich hat Ge- rold Janssen oft gegen eine bürgerfeindliche Politik gestritten. Obwohl er sich auch für den Erhalt des Horner Bades und an- dere Projekte starkgemacht hat, wird sein Engagement vor allem in Verbindung mit dem Hollerland gewürdigt. Für den Erhalt des Naturschutzgebietes und gegen eine Bebauung des Geländes hat er sich seit den 1970er Jahren engagiert. Obwohl Gerold Janssen in ein paar Monaten seinen 88. Ge- burtstag feiert, nimmt er nach wie vor großen Anteil an der Um- weltpolitik – nicht nur in Horn-Lehe. Momentan befasst er sich kritisch mit der geplanten Weservertiefung. „Dagegen habe ich große Bedenken“, sagt er. Wie in den vergangenen Jahren, will er bei der Deichverbandswahl im April für Horn-Lehe antreten. Und schließlich plant er am 7. April im Gemeindehaus der evan- gelischen Kirchengemeinde Horn einen Vortrag über seine Er- lebnisse mit ein paar jungen Waldohreulen, die er im vergangenen Jahr auf seinem Grundstück sichten und beobach- ten konnte. Gerold Janssen ist nach wie vor ein gefragter Referent. Immer wieder spricht er über Umweltthemen und die Reize der Natur – und vor allem über seinen Einsatz bei der Rettung des Hol- lerlandes. Kopf der Bürgerin- itiative Als Kopf der Bürger- initiative für den Er- halt des Hollerlandes war Janssen von An- fang an dabei. Wäh- rend der jahrelangen Auseinandersetzun- gen zeigte er sich als einfallsreicher Mah- ner und brachte die Bevölkerung mit teilweise spektakulä- ren Aktionen hinter sich. Ab 1977 kämpfte er gegen die Planungen des damaligen Bausenators Stefan Seifritz für ein riesiges Wohngebiet. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war der Zeitraum von Mai bis Oktober 1989. Schließlich kam es zum Hollerland-Kompromiss, der die Grenzen zwischen dem Baugebiet und dem Naturschutzgebiet samt Hollerwald und den westlichen Wiesenflächen festlegte. Trotzdem kam es auch nach dieser Vereinbarung immer wieder zu Überlegungen, das Hollerland zu bebauen. Im Gespräch war etwa 2003 eine Technologiestadt, später wurde auch eine Nut- zung als Gewerbegebiet oder als Standort für eine Schnelltrasse diskutiert. Erst seit 2004 ist das 293 Hektar große Naturschutz- gebiet Westliches Hollerland endgültig in Sicherheit. „Da wurde das Gelände von der Europäischen Union unter den Schutz der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gestellt“, sagt Gerold Janssen. Damit sei eine mehr als 25-jährige Auseinandersetzung been- det. Für den Naturschützer ist das Hollerland eine weitgehend unberührte Landschaft. „Die Artenvielfalt und die Bedeutung als Naherholungsgebiet sind einmalig“, schwärmt der 87-Jäh- rige. Sein großes Interessen an der Natur und an Umweltthemen führt Janssen selbst auf die Jahre in Borssum zurück. In dem kleinen ostfriesischen Dorf unweit der Stadt Emden verbrachte er seine Kindheit. „Hinter dem Kanal gab es die unendlichen Feucht- wiesen, die (...) mit vielen seltenen Arten von Flora und Fauna aufwarteten“, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen. Auf dem elterlichen Hof habe es außerdem zwei Kühe sowie Hunde und Katzen gegeben. Bereits als Kind begeisterte er sich für Li- bellen, Schmetterlinge und Fische. Ein Feuchtgebiet in der Nähe des elterlichen Hauses, bezeichnet Janssen später als „Kinder- paradies“ und als „typisches kleines Hollerland.“ Im Familienkreis heißt es nicht von ungefähr „De word noch mal Naturforscher“ – allerdings klingt das eher sorgenvoll, denn für ein solides Handwerk interessiert sich der Junge nicht. Später wird er Kaufmann, nach dem Krieg folgte eine Bäckerlehre und er arbeitet rund zwei Jahrzehnte für eine Wirtschaftsprüfungs- und Treuhandgesellschaft. In den 70er Jahren beteiligt er sich erstmals an Demonstrationen gegen Atomkraft und für Umwelt- projekte. Seit seinem beruflichen Ausscheiden betätigt er sich ausschließlich als Umweltschützer und in Bürgerinitiativen. Gerold Janssen im Kampf gegen die Baggerarbeiten Taufe des Mahnmals “Hände weg vom Hollerland” mit dem Wasser aus der Panlake im Juli 1985 TEXT & PORTRAITFOTO | ANDREAS BECKER