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HORNER Magazin | Winter 2010

HORNER Magazin | Winter 201120 DER BÜRGERVEREIN HORN-LEHE Vor fast 85 Jahren gründeten 84 Bürger im Café Gödeken eine Institution in Horn-Lehe, die bis heute nicht wegzuden- ken ist: den Bürgerverein. Seit jeher kümmert sich die ehrenamtlich enga- gierte Initiative um die Wünsche und Pro- bleme im Stadtteil. Das HORNER Magazin sprach mit dem Vorsitzenden Reinhard Jarré und Vorstandsmitglied Wilfried Schleef über Nachwuchssorgen, das Verhältnis zur Politik und anstehende Aufgaben. Den Bürgerverein gibt es schon seit 1926. Ist er damit nicht schon ein bisschen überholt? Schleef: Da muss ich ganz klar sagen: Nein, der Bürgerverein ist nicht überholt. Kucken Sie sich die Proteste gegen Stuttgart 21 an. Da sieht man, dass es sich für den Bürger lohnt, als Gemeinschaft seine Interessen ge- genüber der Politik zu verteidigen. Jarré: Es ist ja auch in Bremen so, dass die Politik versucht, den Stadtteil Horn-Lehe, dem es sehr gut geht, immer weiter auszu- weiden. Und dagegen haben und müssen wir uns als Bürgerverein zur Wehr setzen. Können Sie dafür Beispiele nennen? Jarré: Eine ganze Menge: Wir haben uns beispielsweise erfolgreich gegen die Schlie- ßung des Horner Bads und die geplanten Eintrittgelder für den Rhododendron-Park gewehrt. Außerdem haben wir keinen gerin- gen Anteil daran, dass die Brache zwischen der Turnhalle Curiestraße und dem Fußball- feld nun zu einem attraktiven Treffpunkt ge- staltet wird. Dafür haben wir 15 Jahre lang gekämpft. Welche drei Projekte stehen derzeit ganz oben auf Ihrer Liste? Schleef: Als erstes wünsche ich mir, dass sich an der Horner Mühle wieder die Flügel drehen. Die Horner Mühle ist der Leucht- turm, das Aushängeschild unseres Stadtteils und eine wichtige Identifikationsfigur für die Bewohner. Dann folgt für mich auf Platz zwei die Ent- wicklung an der Curiestraße und an dritter Stelle der Uni-See. Dort gibt es für mich noch einige Fragezeichen. Was zum Beispiel mit dem alten Campingplatz passieren soll. Jarré: Für mich steht an erster Stelle das Te- lekom-Gelände. Außerdem wünschen wir uns natürlich seit Jahren ein Bürgerhaus. Und auf Platz drei stehen auch bei mir die Entwicklungen an der Curiestraße. Aber ich denke, da sind wir nun auf einem guten Weg. Viele dieser Projekte haben auch mit Po- litik zu tun. Wie ist Ihr Verhältnis zwi- schen Bürgerverein und den politischen Gremien? Jarré: Der Bürgerverein ist in erster Linie ein Sprachrohr der Bevölkerung. Aber er ist keine außerparlamentarische Opposition. Natürlich versuchen wir mit dem Beirat zu- sammenzuarbeiten und haben regelmäßige Treffen. Wir sind ein hochpolitischer Verein, aber sehr distanziert gegenüber Parteibindungen. Bei uns darf grundsätzlich und qua Satzung kein Vorstandsmitglied ein politisches Amt haben. Nichtsdestotrotz sind bei unserem Verein auch Beiratsmitglieder Mitglied – aber sie dürfen kein Amt im Vorstand aus- üben. Warum nicht? Jarré: Wenn ein Politiker im Vorstand oder sogar Vorsitzender wäre, könnte er eine be- stimmte Richtung vorgeben und alle ande- ren Themen, die die Bürger betreffen und interessieren, außen vor lassen. Solche Ten- denzen hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Aber es gibt doch durchaus Überschnei- dungen? Jarré: Natürlich übernehmen wir auch ein Thema vor, das im Beirat in der einen oder anderen Richtung parteipolitisch besetzt ist. Führt das nicht zu Problemen? Jarré: Sicher. Wenn wir zum Beispiel ein Thema haben, das gerade die Grünen be- setzen, dann kommt aus den anderen Frak- tionen oft: Ihr seid ja immer Grün. Aber es ist durchaus so, dass wir von den parteipo- litischen Problemen unabhängig sind und durchaus kontrovers diskutieren. Schleef: Wir haben kein Problem damit, in einem Ausschuss unsere Meinung zu sagen. Und wir werden auch von der Verwaltungs- ebene beteiligt. Am Bürgerverein geht kein Weg dran vorbei. Er ist schon eine Institu- tion in Horn-Lehe. Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, sich für den Bürgerverein zu engagie- ren? Bürger aktiv!Seit fast 85 Jahren vor Ort - der Bürgerverein Horn-Lehe Aktive Bürgerverein-Mitglieder - Reinhard Jarré (rechts) und Wilfried Schleef (links) INTERVIEW | MELANIE ÖHLENBACH FOTOS | ANDREAS HOLLING