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HORNER Magazin | Winter 2010

HORNER Magazin | Winter 2011 17 DIE BOTANIKA STARTET DURCH Es ist eines der schönsten Häuser in Horn- Lehe – allerdings nur von außen. Innen hat das Landhaus Louisenthal schon bessere Zeiten gesehen. An diesem Tag tropft es von der Decke, wo die morschen, fauligen Balken zu sehen sind. Nicht stark, aber in regelmäßigen Abständen kommt Wasser von oben und hinterlässt dunkle Flecken auf dem Boden. An dem maroden Zustand des Landhauses Louisenthal an der Horner Heerstraße ändert sich nur langsam etwas. Architekt Rainer Schürmann blickt sor- genvoll nach oben. Wo die Probleme lie- gen, ist den Fachleuten grundsätzlich bekannt – eigentlich überall. Aber das Dach, die ganze Konstruktion, muss in jedem Fall komplett erneuert werden. „Wenn man einen Bausündenkatalog er- stellen wollte, das Landhaus Louisenthal wäre ein gutes Anschauungsobjekt“, sagt der Planer. Rund 250.000 Euro hat der Ei- gentümer, der Discounter Aldi, bereits in das denkmalgeschützte Haus versenkt. Wie viel die Sanierung noch verschlingen wird, wissen auch die Experten zurzeit nicht. Al- leine das neue Dach schlägt mit rund 80.000 Euro zu Buche. Am mangelnden Einsatz des Eigentümers liegt es jedenfalls laut Schürmann nicht, dass die Sanierung nicht spürbar voran- geht. „Es ist einfach sehr schwierig, weil wir durch unsere Untersuchungen ständig auf neue Schwierigkeiten stoßen. Deshalb müssen wir sehr behutsam vorgehen“, so der Architekt. Kürzlich haben Bautrupps größere Mengen Erde und Schutt aus dem Gebäude geholt und in Containern abtransportiert. Das Er- gebnis dieser Arbeit sind quadratische Lö- cher im Boden fast jeden Zimmers. Rund einen Meter tief sind die Fundamente des Hauses aus rotem Backstein gut zu sehen. Am Mittwoch erst hat der Statiker den ehe- maligen Schafstall aus dem 17. Jahrhundert gründlich unter die Lupe genommen. „Das Ziel ist, ein statisches Konzept für den Er- halt des Hauses zu entwickeln“, erklärt Schürmann den Sinn der Untersuchung. Denn eine komplett neue Dachkonstruk- tion erfordert einen stabilen Unterbau. Da die unteren Wände das Dach nicht tragen können, muss eine Stützkonstruktion das Gewicht übernehmen. Und dafür wiederum ist eine Analyse des Fundaments wichtig. „Wir müssen jetzt noch einen Meter tiefer graben, um zu sehen, ob sich eine tragfä- hige Schicht unter dem Fundament befin- det“, so Schürmann. Das Fundament stammt aus dem 19. Jahrhundert, als der Schafstall zum Landsitz umgebaut wurde. Es macht nach Aussagen des Statikers einen „relativ soliden“ Eindruck. „Das gibt uns Hoffnung, dass es auch die neue Dach- konstruktion aushält“, so Schürmann. Geht alles gut, wird noch in diesem Jahr eine neue Tragkonstruktion vor die alten, maroden Wandpfosten gesetzt. Es gehe bei der ganzen Sanierung vor allem darum, das Landhaus in seinem originären Bild und nach den Vorschriften des Denkmalschutzes zu erhalten. Daran seien sowohl Eigentümer als auch die Denkmalschutzbehörde stark interessiert. „Das ist eines der ganz wenigen erhaltenen Landhäuser des Klassizismus“, sagt Schürmann. Der desolate Zustand des Hauses sei jeden- falls nicht nur auf sein Alter zurückzufüh- ren. „Die Handwerker haben früher solide gearbeitet. Das ist nicht das Problem“, sagt der Architekt. Vielmehr habe die „Fumme- lei mit falschen Baumaterialien“, das Stück- werk der verschiedenen Eigentümer dem Landhaus den Garaus gemacht. Zur künftigen Nutzung setzen die Eigentü- mer nach wie vor auf einen Gastronomen, der unlängst Interesse signalisiert hat. Ge- plant ist ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche und einem Wintergarten im hinteren Bereich. Zunächst, so Schürmann, müssten jedoch die tatsächlichen Sanierungskosten ermittelt werden. Dafür wird jetzt unter die Fundamente gegraben. Schmuckstück mit vielen Problemzonen Die Sanierung geht nur langsam voran im Landhaus Louisenthal TEXT & FOTO | ANDREAS BECKER H