Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

HORNER Magazin | Winter 2010

HORNER Magazin | Winter 2011 15 825-JAHRE HORN-LEHE Nur noch wenige Tage, dann feiert Horn- Lehe sein 825-jähriges Bestehen. Mit einer großen Fotoausstellung wird an die Historie des Stadtteils erinnert. Eröffnet wird sie am Sonnabend, 27. November, 15 Uhr, im Ortsamt, Berckstraße. Orga- nisiert wurde die Schau vom Bürgerver- ein Horn-Lehe und dem Stadtteilchronisten Michael Koppel. Ge- zeigt werden alte Fotos und historische Dokumente. „Wenn man sich mit der Geschichte des Stadtteils beschäftigt, trifft man überall auf Spuren der Vergangenheit“, sagt Michael Koppel. Für die Ausstellung über die Ge- schichte und Entwicklung des Stadtteils haben er und der Bürgerverein viele Origi- nalzeugnisse zusammengetragen. „Die Schwierigkeit ist, das Material auszuwäh- len“, sagt Koppel. Die Ausstellung wird im Sitzungssaal des Ortsamts aufgebaut und zwei Wochen lang zu sehen sein. Zu den heute noch sichtbaren Spuren der Historie gehört die große Linde vor der Horner Kirche. Mit rund 900 Jahren ist sie eines der ältesten Wahrzeichen im Stadtteil. Als ältester Baum in ganz Bremen wird er gehegt und gepflegt – auch vom Beirat, der dafür gerade 800 Euro Globalmittel bewil- ligt hat. „Man geht davon aus, dass der Baum früher die Gerichtslinde war“, sagt Michael Koppel. Mittlerweile sieht der „Methusalem“ mit einem Umfang von rund zwölf Metern zwar immer noch sehr mächtig aus. Von innen ist sein Stamm aber zerklüftet. „Offenbar hat man ihn ausgehöhlt, vielleicht wegen Krankheiten oder Schädlingsbefall, und er ist unregelmäßig wieder nachgewachsen“, vermutet Koppel. Auch die dicken Äste sind teilweise durch Gurte gesichert und zusammengebunden, um die Stabilität zu erhöhen. Gepflanzt wurde die Linde vermutlich von den holländischen Siedlern, die sich An- fang des 12. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Horn-Lehe sowie der Vahr niederließen. Schon damals stand die Linde vor einer „Kirche zum Heiligen Kreuze“, die 1185 erstmals urkundlich er- wähnt wird, als sie dem neu gegründeten Ansgariikapitel übertragen wird. Die Hor- ner Kirche wurde auf dem „Rhiensberg“ er- baut und wurde Mittelpunkt der Siedlung. Aber erst durch den Bau der Deiche als Schutz gegen das Wasser der Wümme, konnte das Land dauerhaft kultiviert wer- den. Die Linde diente damals vor allem als Ort der Gerichtsbarkeit, wenn die Siedler Hän- del untereinander auszutragen hatten. Diese hatten sich mit der Übernahme des Holler- landes vom Erzbischof Friedrich verpflich- tet, sich der Rechtsprechung und Verfas- sung der Kirche zu unterwerfen. „Größere Rechtssachen sollen sie, wenn sie sie selbst unter sich nicht beilegen können, zu Gehör des Erzbischofs bringen“, lautet wortwört- lich die Abmachung in einer Urkunde aus dem Jahr 1106. Nach dem Dokument sol- len die Siedler von den verhängten Geld- strafen „zwei Teile haben“. Dem Erzbischof sollen sie das letzte Drittel über- lassen. Ein Richtstuhl befand sich an der Grenze zwischen den Gemeinden Horn und Oberneuland. Noch heute erinnern die Stra- ßennamen „Uppe Angst“ und „Richtpad“ sowie der später errichtete Gedenkstein am Ende der Leher Heerstraße an diese Richt- stätte. Der Gohgräfe, der bis 1598 von den Landleuten gewählt wurde, hatte das Rich- teramt inne. Als eigentliches Wahrzeichen des Stadtteils gilt jedoch nicht die Linde, sondern die Horner Mühle. Erbaut wurde sie im Jahre 1849 als Galerieholländer. Das Bauwerk gehört zusammen mit den anderen Bremer Windmühlen am Wall, in Oberneuland und Arbergen zu den wenigen erhaltenen Bau- denkmälern ihrer Art, die von der früheren landwirtschaftlichen Prägung in den Stadt- teilen zeugen. Durch Heirat der Müllerstochter wurde Lür Kaemena, Großvater des heutigen Eigentü- mers, Besitzer der Windmühle. Die Familie Kaemena entstammt dem Kreis holländi- scher Neusiedler, die im 18. Jahrhundert zur Kultivierung des versumpften Holler- landes angeworben wurden. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde zum Betrieb der Mühle eine Dampf- maschine angeschafft. Mit der Weiterent- wicklung des Betriebes entschieden sich die Müller aus wirtschaftlichen Gründen schon früh für einen Dieselantrieb. 1933 drehten sich die alten Flügel der Hor- ner Mühle zum letzten Mal. Rund dreißig Jahre waren sie alt und dank ihrer robusten Bauart leidlich erhalten. Allerdings war der Bock nicht mehr fest genug, so dass der Ei- gentümer die Flügel vorsichtshalber ab- montieren ließ. Auf dem Steinboden der Mühle befanden sich vier Mahlsteine, deren Durchmesser jeweils 1,8 Meter be- trug. Die Mahlleistung betrug im Dauerbe- trieb eine Tonne pro Stunde. Im oberen hölzernen Achtkant befand sich ein Silo für Gerste, das täglich nachgefüllt wurde. Vom ehemaligen Mühlenantrieb sind bis heute die Flügelwelle, das Achsrad, die Königswelle und das Stirnrad erhalten. Nach dem Bau der Mühle wurde die Kappe anfangs mit Hilfe des Steerts in den Wind gestellt. Später wurde auch diese Mühle auf eine Windrose umgerüstet. In der Folgezeit erhielt die Mühle im Zuge der technischen Entwicklung Jalousieflügel. 1927 wurden im unteren Mühlenteil eine moderne Futter- mischmaschine sowie Geräte zur Getreide- reinigung sowie eine Beizanlage eingebaut. Später wurde der Platz auf dem Steinboden als Lagerraum genutzt. Die Horner Mühle wurde im 20. Jahrhundert weitgehend als Familienbetrieb geführt. 1936 übernahm Johann Kaemena die Be- triebsführung. Der jetzige Müllermeister Lür Kaemena sah nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit als Müllermeister keine Zukunft mehr. Aufgrund der niedrigen Preise im Fut- termittelhandel stellte er den Betrieb auf Kleinhandel mit Tierfutter, Saat und Gar- tenbedarf um. 1955 wurde erstmals öffentlich über die äu- ßere Restaurierung der Windmühle disku- tiert. Die Kosten für den Abbruch des Achtkantoberteils beliefen sich damals auf umgerechnet rund 15.000 Euro. Gleichzei- tig wurde durch umfassende städtische und private Baumaßnahmen das Umfeld der Windmühle gravierend verändert. Im Juli 1966 wurde das alte Müllerhaus abgerissen. Ein neues Wohnhaus entstand auf dem hin- teren Teil des ehemals großen Mühlenge- ländes. Auf dem Grundstück des Müllerhauses wurde eine Tankstellenanlage gebaut. An der anderen Seite grenzt die Mühle inzwischen an die modernen Ge- bäude der Telekom. Gerade diese Veränderungen rückten die Mühle wieder stärker in das Blickfeld des Stadtteils. Das Interesse an einer Restaurie- rung wuchs. Durch den Bürgerverein Horn- Lehe und eine umfangreiche Berichter- stattung in unserer Zeitung wurde erfolg- reich an die Spendenbereitschaft der Bürger appelliert. Die Kosten für die umfassenden Arbeiten in Höhe von umgerechnet mehr als 50.000 Euro wurden 1967 durch Spenden und städtische Zuschüsse aufgebracht. Mit diesem Geld wurden der Mühlenkopf aus- gebessert sowie der Neubau von Galerie, Windrose und Windmühlenflügel bezahlt. Im Dezember 1968 wurden die neuen Flü- gel offiziell in Betrieb genommen. Außer- dem wurde die Mühle bei Dunkelheit angestrahlt.